Herr Gupta, besten Dank dass Sie uns diesen Interview-Termin gewähren. Dies ist ein faszinierender Ausblick in die Zukunft, den Sie uns mit der Vorstellung von EZ-PRO zeigen. Wir befassen uns intensiv mit dem Thema «Lieferlogistik auf der letzten Meile». Wann und wo sehen Sie die Möglichkeit ein erstes EZ-PRO-Projekt zu realisieren?
Nun, es ist nur zweieinhalb Jahre her, seit wir das Projekt EZ-PRO starteten. Wir gingen vom Kunden und seinem geänderten Kaufverhalten aus, der Online-Handel nimmt stetig zu und damit das Liefervolumen auf der letzten Meile. Unser Projekt basiert auf einem Vier-Säulen-Ansatz. 1. 100 Prozent elektrisch, wir haben mit unseren Z.E.-Fahrzeugen Twizy, ZOE, Kangoo und Master das breiteste Angebot und können Lieferkapazitäten bis 22 Kubikmeter bieten. 2. Konnektivität, diese haben wir mit unserem in Lissabon vorgestellten Flottenmanagement-Programm «Easy Connect», 3. Sharing-Dienste, schon erprobt und 4. Autonomes Fahren, welches in einem längeren Entwicklungs- und Realisierungsprozess steht. Sie sehen also, drei der vier Säulen sind schon umgesetzt worden. Es ist ein laufender Prozess, bei Start des Projekts gingen wir von vermehrten Regulierungen in den Innenstädten aus, aber von Diesel-Fahrverboten war noch nirgends die Rede. Deshalb ist ein klarer Zeitpunkt zum Start der konkreten Umsetzung nicht planbar.
Welches sind die am weitest fortgeschrittenen «Smart Cities» und wo befinden sich die? In Europa oder Asien?
Wir betrachten dies aus globaler Sicht. Es gibt z.B. in Saudi-Arabien oder in Indien Projekte, die den kompletten Neubau einer Stadt beinhalten und so von Grund auf als «Smart City» realisiert werden können. Dann haben wir die Umwandlung bestehender Städte in «Smart Cities» wobei hier die Umsetzung zusätzlich durch bestehende Infrastruktur oder Denkmalschutz erschwert wird, denken Sie zum Beispiel an Paris, dies ist mehr eine «Museums-Stadt». Andere Städte wie Singapur sind schon ganz nahe dran, «Smart City» zu sein. Man bemüht sich in allen Ländern und auf allen Kontinenten «smarter» zu werden.
Von welchen Mitbewerbern erwarten Sie ähnliche Verteilkonzepte für die letzte Meile?
Wissen Sie, jedes Projekt, welches den Kundennutzen steigert und mehr Auslieferungen ermöglicht, steht in Konkurrenz zu uns. Wir sehen dies jedoch im positiven Sinne, denn wir lernen von den Anderen. So definieren wir Konkurrenz nicht in Marktanteilen sondern in gesteigertem Kundennutzen neuer Lösungen. Dies treibt uns an, immer besser zu werden. In der Technologie sind wir führend.
Wird es bei EZ-PRO verschiedene Grössen der so genannten «Robo-Pods» geben? Gerade in historischen Innenstädten gibt es enge, verwinkelte Transportwege.
Sicher, die Fahrzeuge werden je nach Projekt den Kundenbedürfnissen angepasst werden. Das ist genau das, was EZ-PRO ausmacht. Das Konzept lässt sich beliebig erweitern und auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse adaptieren. EZ-PRO ist unsere Antwort auf die Transportbedürfnisse von morgen.
Wo sehen Sie die wichtigsten Hürden/Problemkreise auf dem Weg zum autonomen Fahren?
Auch hier gehen wir zuerst vom Kundenutzen aus. Wenn wir den steigern, gelingt es uns, mit unseren Konzepten für optimierten Transport von Gütern und Personen sowie den Sharing-Diensten diesen Prozess positiv zu beeinflussen.
Auf dem Bild hinter Ihnen sind die aktuellen vier Z.E.-Modelle aufgezeigt. Uns fehlt aber noch das fünfte.
Wie meinen Sie das?
Wann kommt der Renault Trafic Z.E.?
Darüber kann ich noch nicht zu viel verraten, aber sicher arbeiten wir daran, es wird etwas Neues sein, lassen Sie sich überraschen. Wir haben ein neues Joint Venture in China und werden unsere weitere Strategie und auch neue Produkte anlässlich der Guangzhou Auto Show am 16. November 2018 vorstellen.
Chinesische Firmen arbeiten stark an der Entwicklung neuer vollelektrischer PW’s, SUV’s und sicher auch LCV’s. Wann erwarten Sie hier ernsthafte Konkurrenz im Bereich LCV auf dem Europäischen Markt?
Dies wird sicher schon bald der Fall sein. Aber wir fürchten diese Konkurrenz nicht, sondern sie bestärkt uns, unseren Weg weiter zu gehen und weiter in die Forschung und die Entwicklung unserer Produkte zu investieren.
Je mehr die Elektromobilität zunimmt, umso mehr Batterien werden produziert und müssen irgendwann auch wieder recycelt werden. Wird es hier globale Lösungen und Vorschriften geben, haben die Hersteller eigene Recycling-Pläne?
Wir befassen uns schon seit mehr als zehn Jahren mit Batterien und haben für ausgediente Fahrzeugbatterien Weiterverwendung als Heim-Akkus usw.. Für die Zukunft arbeiten wir an neuen, erweiterten Speichertechnologien, die nach den herkömmlichen Batterien kommen, da wird sich das aktuelle Recycling-Problem nicht mehr in dieser Art stellen.
Renault – Mercedes mit Kangoo und Citan, oder Twingo und Smart, Nissan mit Renault, z.B. Alaskan, Renault – Fiat z.B. Trafic und Talento. Es gibt aber auch Kooperationen die enden. Schmerzt dies?
Welche meinen Sie?
Opel, mit Trafic/Vivaro und Master/Movano.
Nein. Stand heute bleiben diese Verträge weiterhin bestehen. Aber dazu muss auch gesagt werden, dass diese Kooperationen uns zwar gut tun, aber Kooperationen sind nicht unser wichtigstes Standbein, sondern letztlich nur ein Nebengeschäft. Klar sind wir offen für Kooperationen, aber der Fokus liegt auf unseren Marken und auf unseren Produkten.
Gut zu wissen. Was beinhaltet die Kooperation innerhalb der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi?
Die Synergieeffekte innerhalb unserer Allianz sind unglaublich gross. Seit kurzem gehört da auch Mitsubishi zur Allianz dazu. Eine erste Folge davon: Kurzfristig wird es einen neuen Mitsubishi Pickup geben. Und mittelfristig werden wir innerhalb unserer Allianz unser Produktportfolio weiter vergrössern.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Mögen Sie Motorsport?
Ja, natürlich. Insbesondere die Formel 1 verfolge ich sehr genau, da wir mit Renault Pro+ auch offizieller Logistikpartner des Renault F1 Teams sind. Ich besuche sogar jährlich mindestens ein F1-Rennen.
Renault verstärkt sein Engagement in der Formel 1 stetig. Wo sehen Sie das Renault F1-Team am Ende der nächsten Saison?
Sie verstehen sicher, dass ich diese Prognosen meinen Kollegen von der Motorsportabteilung überlasse. Aber Renault hat in der Formel 1 definitiv ambitionierte Ziele. Und mit der europaweiten Logistik, welche wir mit unseren Fahrzeugen während der Europa-Rennen bewerkstelligen, legen wir dazu den passenden Grundstein für den Erfolg auf der Rennstrecke.
Besten Dank für das Gespräch.